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Österreichisch-Ungarische
Nordpolexpedition |
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Payer-Weyprecht-Expedition |
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1872 bis 1874 |
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Supraportenbild: Kaiser Franz
Josefs-Land, der verlassene Tegetthoff.
Gemälde von Julius von Payer. Naturhistorisches Museum; um 1930 |
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Die Österreichisch-Ungarische Nordpolarexpedition
(von Julius Payer Österreich-Ungarische Nordpolexpedition und
volkstümlich auch Payer-Weyprecht-Expedition bezeichnet) startete 1872
unter der Leitung von Carl Weyprecht und Julius Payer und endete 1874. |
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Österreichisch- Ungarische
Nordpolexpedition 1872.
Auf der Fahrt des Schiffes
'Isbjörn': Schiffsjunge und Schiffshund des
Segelschoners 'Isbjörn'.
Stereofotografie.
Burger, Wilhelm; Wilczek, Johann Graf; 1872
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Sie wurde auf Initiative und mit finanzieller
Förderung von Hans Graf Wilczek durchgeführt, um das Nördliche Eismeer näher zu erkunden. Zu den
weiteren Finanziers gehörte Friedrich Schey von Koromla. Die Besatzung
der Expedition wurde aus ganz Österreich-Ungarn rekrutiert, speziell
aber aus Istrien und Dalmatien. |
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Gruppenbild Mannschaft der
Nordpolexpedition der "Admiral Tegetthoff"
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Die "Admiral Tegetthoff" war eine eisgängige, hölzerne Schonerbark
mit einer kohlenbetriebenen Dampfmaschine (sogenannter Auxiliar-Segler
mit markantem Schornstein hinter dem Großmasten) als Hilfsantrieb,
verstärktem Rumpf und spezieller Rumpfform zur Vermeidung der
Eispressung. Das Schiff wurde unter der Baunummer 41 auf der Joh. C.
Tecklenborg- Werft in Geestemünde (Bremerhaven) im August 1871
fertiggestellt. |
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Modell der "Admiral Tegetthoff"
im Naturhistorischen Museum.
©
Erhard Gaube - www.gaube.at |
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Die Jungfernreise war ihre einzige Fahrt – die
Expedition ins Nordpolarmeer über Tromsø. Sie war 300 BRT / 230 NRT
groß, hatte 520 t Tragfähigkeit. Ihre Länge über alles (Lüa) betrug
38,39 m (44,81 m mit Klüverbaum), die Breite 7,30 m und der Tiefgang
3,47 m. Sie führte vier Rahsegel (einfache Bram- und Marssegel), drei
Schratsegel (Großschratsegel, Großtoppsegel, Besan- und Besantoppsegel),
zwei Stagsegel (zwischen Großmast und Fockmast) und drei Vorsegel. Sie
führte drei Rettungsboote mit sich. |
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Österreichisch- Ungarische
Nordpolexpedition 1872
Matrose beim Segelflicken an Deck
des Segelschoners 'Isbjörn'.
Stereofotografie.
Burger, Wilhelm; Wilczek, Johann Graf; 1872
http://data.onb.ac.at/rec/baa10558604
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Das Expeditionsschiff Admiral Tegetthoff war ein
Segelschiff mit Hilfsmotor und verließ mit einer 24-köpfigen Besatzung
im Juli 1872 den norwegischen Hafen Tromsø. Ende August blieb es
nördlich von Nowaja Semlja auf 79° 51′ im Eis stecken und wurde in bis
dato nur Robbenjägern und Walfängern bekannte Polarregionen abgetrieben. |
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Österreichisch- Ungarische
Nordpolexpedition 1872
Auf der Fahrt des Schiffes 'Isbjörn': Matrose in der Takelage der
Isbjörn.
Stereofotografie.
Burger, Wilhelm; Wilczek, Johann Graf; 1872
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Auf dieser Drift entdeckte die Expedition am 30.
August 1873 die nur bei einigen norwegischen Fischern als Rönnebeck-Land
bekannte Inselgruppe, die sie nach Kaiser Franz Joseph I.
„Franz-Josef-Land“ benannte; die erste Insel, die die Expedition betrat,
benannte sie nach ihrem Sponsor Graf Wilczek Wilczek-Insel. Die Forscher unternahmen auf der Inselgruppe
zahlreiche Schlittenreisen und Expeditionen zu Fuß, um das Gebiet zu
kartieren. Zwei Winter verbrachten die Expeditionsteilnehmer an Bord des
eingeschlossenen Schiffes. Im Frühjahr 1874 beschloss die Expeditionsleitung,
das Schiff im Packeis zurückzulassen. Während die übrige Mannschaft an
Bord ausharrte, machte sich Payer mit einigen Begleitern auf den Weg
nach Norden, um den 82. Breitengrad zu erreichen und den fast 50 Jahre
alten Rekord des britischen Polarforschers James Clark Ross zu brechen,
der diesen bisher als einziger erreicht hatte. Nach einem Marsch von 17
Tagen erreichten Payer und seine Begleiter Schiffsfähnrich Eduard Orel
und Matrose Antonio Zaninovich am 12. April 1874 den nördlichsten Punkt
des Archipels auf 82° 50′ nördlicher Breite und nannten ihn Kap Fligely.
Dann hatten sie 300 km Rückweg zum Schiff zu bewältigen. Payer hat auf
der Inselgruppe mehr als 800 km zurückgelegt. |
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Österreichisch- Ungarische
Nordpolexpedition 1872
Auf der Fahrt des Schiffes 'Isbjörn': Dampfsegler "Admiral Tegetthoff"
im Eismeer vor der nördlichen Barents-Insel, Nowaja Semlja.
Stereofotografie.
Burger, Wilhelm; Wilczek, Johann Graf; 1872
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Wenige Tage nach Payers Rückkehr verließ die
Expedition am 20. Mai die Tegetthoff und begann auf Schlitten und Booten
den Rückweg über das Eis. Fünf der Boote wurden auf Schlitten verpackt.
Alle Instrumente, alle Aufzeichnungen, die Weyprecht und seine Offiziere
während des zweijährigen Aufenthaltes im Eis anfertigten, wurden wasser-
und stoßsicher verpackt. Die Schlitten wurden über die von unzähligen
Blöcken, Höckern, Rissen und Spalten zerfurchte Eis- und Schneewildnis
gezogen, um nach Wochen festzustellen, dass durch ungünstige Winde aus
Süden eine Norddrift die Eismassen und mit ihnen die ermattete
Mannschaft wieder zurückgetragen hatte. |
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Österreichisch- Ungarische
Nordpolexpedition 1872
Auf der Fahrt des Schiffes 'Isbjörn':
Das Schlachtschiff (Originalbildbezeichung) 'Tegethoff' bei
den
Barents-Inseln vom Eise besetzt.
Stereofotografie.
Burger, Wilhelm; Wilczek, Johann Graf; 1872
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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So befanden sie sich am 15. Juli wieder fast auf Höhe
des verlassenen Schiffes und konnten dieses sogar sehen. Einige wollten
in ihrer Panik und Verzweiflung wieder zurück an Bord, um mit dem Leben
abzuschließen. Weyprecht schaffte es jedoch, mit der Bibel in der Hand,
die ausgelaugte, hungernde und demoralisierte Mannschaft zum rettenden
Weitermarsch in Richtung Süden zu bewegen. Diese Szene hielt Payer
später in dem monumentalen Ölgemälde „Nie zurück!“, welches sich heute
im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien befindet, fest. |
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Nordpolexpedition 1872-74. Trennung
der Schiff 'Tegetthoff' und 'Isbjörn'
am 21.8.1872 während der Nordpolexpedition 1872-74.
Gemälde von Adolf Obermüllner, nach einer ad-vivum-Zeichnung von Julius
von Payer, wiedergegeben in Fotos des Verlags Friedrich Bruckmann.
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Nach einem Monat Marsch in südlicher Richtung, die
Eisdrift hörte in der Zwischenzeit auf, erreichte die Expedition am 14.
August 1874 schließlich wieder das offene Meer. Dazu kam eine gehörige
Portion Glück, denn die Eisgrenze war in diesem Jahr weit nach Norden
gewandert. Nach sechs Tagen des Ruderns wurden sie von zwei russischen
Transchonern, die an der Küste von Nowaja Semlja in der Mündung des
Puhova-Flusses mit Lachsfischerei und Rentierjagd beschäftigt waren, an
Bord genommen und nach zähen Verhandlungen (die Fischer sollten drei
Boote, zwei Lefaucheux-Gewehre und 1200 Silberrubel erhalten) zum
norwegischen Hafen Vardø gebracht. |
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Die österreichisch-ungarische
Nordpolexpedition 1872 - 1874
Verlassen des 'Tegetthoff' nach der Rückkehr der Schlittenreisenden am
20. Mai 1874. Gemälde von Adolf Obermüllner nach ad-vivum-Skizze von
Julius von Payer. Repronegativ ;1874-05-20
http://data.onb.ac.at/rec/baa8023946
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Am 25. September 1874 kam das Expeditionsteam, das
durch Krankheit und Tod nur ein Mitglied, Otto Krisch, verloren hatte,
in Wien auf dem Nordbahnhof an und wurde auf der Fahrt ins Stadtzentrum
bejubelt: Nur Schritt für Schritt konnten die Wagen vorwärts aus dem
Nordbahnhofe […] gelangen. […] Es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn man
annimmt, daß eine Viertelmillion Menschen an dem Empfange theilnahm.
Julius Payer wurde in der Folge von Kaiser Franz Joseph I. in den
erblichen Adelsstand erhoben. |
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Artefakte der Nordpolexpedition im
Naturhistorischen Museum.
©
Erhard Gaube - www.gaube.at |
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Carl Weyprecht schrieb 1874, als er die Mannschaft
zum Durchhalten bewegte, eine Flaschenpost, in der er die Ereignisse
beschrieb, und übergab sie auch zu diesem Zeitpunkt dem Meer. Diese
Flasche wurde 104 Jahre später, im Jahr 1978 von einem russischen
Forscher, Wladimir Serow, auf der Insel Lamont im Franz-Josef-Land
gefunden. Sie kam auf diplomatischem Weg im Jahr 1980 nach Wien und
befindet sich heute im Besitz der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften. |
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Bedeutung der Entdeckung |
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Österreichisch- Ungarische
Nordpolexpedition 1872
Burger, Wilhelm; Wilczek, Johann Graf
Auf der Fahrt mit dem Schiff 'Isbjörn': Landschaft vom Gipfel eines
Berges auf Nowaja Semlja aus, Blatt 5. Links im Bild ein Theodolit.
Vintage Print. Mappenwerk. ;1872-07-31
Legende: "Untersatzblatt unter Passepartout links: V.Blat.t Richtung
nach Nordost / Diese 5 Aufnahmen sind von 11 Uhr abends bis 5 Uhr / früh
gemacht // Der Theodolit zum Höhenmessen und Visiren."
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Die Landentdeckung und die Erfahrungen der Expedition
waren ein wesentlicher Beitrag zur Polarforschung, besonders zur
Entdeckung der Nordostpassage durch Adolf Erik Nordenskiöld. Sie gaben
auch den Anstoß zu den Internationalen Polarjahren. Damit wurde der Weg
vom sportlichen Wettlauf einzelner Expeditionen zu weltweiter
wissenschaftlicher Zusammenarbeit bei der Erforschung der Polargebiete
gewiesen. Des Weiteren hatten Payer/Weyprecht mit Kap Fligely den
nördlichsten Punkt Eurasiens erstmals betreten und mit ihrer Expedition
die Theorie vom eisfreien Nordpolarmeer widerlegt. |
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Cap Figély, der nördlichste Punkt,
den Julius von Payer auf der
Nordpol-Expedition erreicht hat.
Reproduktionsfoto.
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Die wissenschaftlichen Resultate der
Nordpolexpedition (meteorologische, astronomische, geodätische,
magnetische und Polarlichtbeobachtungen sowie zoologische Ergebnisse)
wurden 1878 in einer Denkschrift der Akademie der Wissenschaften
veröffentlicht. Darüber hinaus verfasste Julius Payer das Werk
österreichisch-ungarische Nordpol-Expedition in den Jahren 1872–74,
erschienen 1876, und schuf Gemälde, die einzigen, die je ein
Polarforscher selbst von seiner Expedition gemalt hat. |
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'Niemals zurück'.
Episode von der Norpolexpedition 1872 - 1874. Julius von Payer
hält eine Ansprache vor
den erschöpften Expeditionsteilnehmern.
Repronegativ nach Gemälde von
Julius von Payer, Öl auf Leinwand, 1892.
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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Das bekannteste ist das Bild „Nie zurück!“; es
zeigt, wie die Matrosen von den Expeditionsleitern nach Beginn des
äußerst mühsamen Rückmarsches davon abgehalten wurden, zum verlassenen
Schiff zurückzukehren. Literarisch verarbeitet wurde die Expedition in
Christoph Ransmayrs 1984 erschienenem Roman Die Schrecken des Eises und
der Finsternis. |
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Julius von Payer |
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Bildnis des Payer, Julius von
[1841-1915] in Polarausrüstung, mit Karl Weyprecht
die österreichische Fahne hissend. Gemälde von Karl von Stur,
wiedergegeben in einer Fotografie von J. Löwy - Wien
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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* 2. 9. 1841 Schönau bei Teplitz (Teplice, CZ),
29. 8. 1915 Veldes (Bled, SLO), Polar- und Alpenforscher, Kartograph.
Prof. der Militärakad., leitete 1871 mit K. Weyprecht eine Vorexpedition in die Arktis
und 1872-74 die ö.-ungar. Nordpolexpedition; 30. 8. 1873 Entdeckung des Franz-Joseph-Lands,
das er am 1. 11. 1873 erstmals betrat. P. nahm auch an der 2. dt. Nordpolarexpedition
(1869/70) teil und gab den dabei von ihm entdeckten Landschaften ö. Namen (in NO-Grönland: Tyrolerfjord, Franz-Josef-Fjord). P. galt mit
über 30 Erstbesteigungen v. a. in der Glockner- und Ortlergruppe auch als
hervorragender Alpinist. Nach einem Parisaufenthalt 1884-90 eröffnete er in Wien eine
Malschule und schuf Bleistiftskizzen, dokumentar. Bilder und Karten von seinen
Expeditionen. |
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Karl Weyprecht |
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* 8. 9. 1838 König (Deutschland), † 29.
3. 1881 Michelstadt (Deutschland), Marineoffizier,
Linienschiffsleutnant. Trat 1856 in die österreichische Kriegsmarine
ein, Einsatz in den Kriegen 1859 und 1866 (Seeschlacht bei Lissa). Sein
starkes naturwissenschaftliches Interesse führte ihn mit J. von Payer
zusammen, mit dem er 1872-74 die österreichisch-ungarische
Nordpolexpedition auf dem Schiff "Admiral Tegetthoff" unternahm, die
trotz Verlusts des Expeditionsschiffs im Packeis mit der Rückkehr
endete. Danach wissenschaftliche Studien, ab 1879 an der
Meteorologischen Anstalt in Wien. |
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Hans (Johann Nepomuk) Graf
Wilczek |
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Österreichisch- Ungarische
Nordpolexpedition 1872
Auf der Fahrt des Schiffes 'Isbjörn': Auf Deck des Segelschoners 'Isbjörn'.
Rechts
stehend Johann Graf Wilczek, neben ihm Commodore Max Baron von
Sterneck. Stereofotografie.
Burger, Wilhelm; 1872
©
ÖNB Bildarchiv und Grafiksammlung |
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* 7. 12. 1837 Wien, † 27. 1. 1922 ebenda,
Forschungsreisender, Förderer von Kunst und Wissenschaft. Rüstete 1872
die Vorexpedition in das Nowaja-Semlja-Meer aus, unterstützte die
österreichisch-ungarische Nordpolexpedition finanziell und richtete 1882
aus eigenen Mitteln die österreichische Station auf der Insel Jan Mayen
ein. 1875 Präsident der Geographischen Gesellschaft; gründete die
"Gesellschaft der Wiener Kunstfreunde"; Mitbegründer der "Wiener
Freiwilligen Rettungsgesellschaft" sowie des Rudolfinerhauses in Wien
(mit T. Billroth). Er ließ die Burg Kreuzenstein in romantischen Stil
wiedererbauen. Nach ihm ist eine Insel des Franz-Joseph-Lands (Wilczek-Insel)
benannt.
1872 war er auch Leiter der Zweiten Isbjörn Expedition, deren Zweck es
war, ein Kohle- und Proviantdepot für die Polarexpedition zu errichten.
Nach dem zufälligen Zusammentreffen von Isbjörn und Tegetthoff und dem
Anlegen eines Lebensmitteldepots an der Küste der Barentsinsel erreichte
die Isbjörn die Petschora-Mündung, von wo aus Wilczek auf der Petschora
und Wolga durch Russland weiterreiste und am 9. November wieder in Wien
eintraf. Als Fotograf war Wilhelm Burger mit ihm unterwegs. |
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Franz-Josef-Land |
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Franz-Josef-Land
Quelle: Wikimedia
Commons - Lizenz (CC-BY-SA 3.0) |
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Franz-Josef-Land (russisch Земля Франца-Иосифа Semlja Franza Iossifa) ist eine Inselgruppe im Nordpolarmeer nördlich der großen Doppelinsel Nowaja Semlja und gehört zur Oblast Archangelsk in Russland. Benannt wurde sie nach Österreich-Ungarns Monarchen Franz Joseph I.
Das Kap Fligely bei 81° 51′ n. Br. auf der Rudolf-Insel (Ostrow Rudolfa) ist der nördlichste Landpunkt Eurasiens. In einigen geographischen Abhandlungen sowie (u. a. englischsprachigen) Beiträgen wird Franz-Josef-Land zu Asien gezählt. Auf Franz-Josef-Land scheint vom 10. April bis 5. September die Sonne, die allerdings nie sehr hoch steigt (max. 33°). Die Zufahrt ist nur wenige Sommerwochen (und nicht in jedem Jahr) eisfrei und für Besucher praktisch nur auf einer der sporadisch durchgeführten Eisbrecher-Kreuzfahrten möglich. Landexpeditionen sind in der Regel nicht erlaubt, doch gibt es Ausnahmen wie für die Payer-Weyprecht-Gedächtnisexpedition 2005 |
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Franz-Josef-Land
Quelle: Wikimedia
Commons - Lizenz (CC-BY-SA 3.0) |
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Die Inselgruppe liegt östlich von Spitzbergen und nordwestlich der Inselgruppe Sewernaja Semlja (Nordland). Sie ist durch Fjorde, Buchten und meist zugefrorene Meerengen unterteilt. Zwischen Spitzbergen und Franz-Josef-Land befindet sich noch die zu Russland gehörende Victoria-Insel. Der nördlichste Punkt Franz-Josef-Lands ist ca. 900 km vom geographischen Nordpol entfernt. Nur Grönland und die ihm nördlich vorgelagerten kleinen Eilande wie die Kaffeklubben-Insel sowie die Ellesmere-Insel im kanadisch-arktischen Archipel liegen näher am Pol. Die südlichste Insel Franz-Josef-Lands ist etwa 370 km von Nowaja Semlja entfernt. Die Barentssee wird im Norden von Franz-Josef-Land begrenzt.
Die Gesamtfläche der Inseln beträgt 16.090 km² (etwa die Größe der Steiermark oder Thüringens). Es wurden 191 Inseln gezählt (andere Quelle: 187 Inseln), die zu 85 % ständig mit Eis bedeckt sind. Damit weist die Inselgruppe die höchste Vergletscherungsrate aller arktischen Länder auf. Die mittlere Eisdicke beträgt 180 m. Etwa 60 % der Küstenlinie werden von Gletschern gebildet. Die Inselgruppe ist vulkanischen Ursprungs, die höchste Erhebung (614 m ü. NN) liegt auf der Wiener-Neustadt-Insel (ostrow Winer Neischtadt). Die Zeitzonen sind für die 160 km westlich des Archipels gelegene Ostrow Wiktorija (Victoria-Insel) MEZ +1 Stunde und für den Rest MEZ +2 Stunden. |
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Franz-Josef-Land, Northbrook-Insel.
Quelle: Wikimedia
Commons - Lizenz (CC-BY-SA 3.0) |
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So nah am Nordpol ist die Vegetation sehr spärlich. Sie bedeckt nur 10 % der eisfreien Fläche. Nur unterhalb von Vogelfelsen gibt es aufgrund der Düngung geschlossene Vegetationsflächen.
Verbreitet sind vor allem Flechten, die in über 100 Arten heimisch sind. Einige Grasarten und die wenigen Blütenpflanzen, die im Frühsommer eine kurze Blüte erleben, kommen nur bis zu einer Höhe von 130 m vor. Bis zu 175 m Höhe, dominieren Moose und Flechten, darüber nur noch Flechten.[1] In manchen von der Sonne beschienenen Schneefeldern bilden sich in den oberen Schichten des tauenden Schnees sehr farbenprächtige Eisalgen zum Beispiel in scharlachrot oder grasgrün.
Auf Franz-Josef-Land wurden 41 Vogelarten beobachtet, von denen 14 hier auch brüten. Die Anzahl der brütenden Arten nimmt innerhalb des Archipels von Südwesten nach Nordosten ab. Am häufigsten sind Meeresvögel wie Eissturmvögel, Möwen, Lummen und Krabbentaucher. An Landsäugetieren sind nur der Eisbär und in geringer Zahl der Polarfuchs heimisch. Verbreitete Meeressäuger sind Sattelrobben, Ringelrobben und Bartrobben. Auch das Walross ist nicht selten. Im Meer lebt eine kleine Population des Grönlandwals. |
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Franz-Josef-Land
Quelle: Wikimedia
Commons - Lizenz (CC-BY-SA 3.0) |
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Im April/Mai 2005 reiste die Payer-Weyprecht-Gedächtnisexpedition mit einer Sondereinreisegenehmigung nach Franz-Josef-Land. Die moderne Kleinexpedition, bestehend aus den Österreichern Christoph Höbenreich (Expeditionsleiter) und Robert Mühlthaler, den Russen Viktor Bojarski und Nikita Ovsianikov sowie dem Polarhund Nanuk, durchquerte Franz-Josef-Land mit Ski und Schlitten auf den Spuren von Julius Payer, um die historische Leistung der Pioniere zu würdigen. Die Expedition hinterließ am Kap Tirol eine bronzene Gedenktafel. |
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